Die Edelfräulein

Die Edelfräulein auf der Fürther Burgruine
An einem linden Sommerabend stieg einmal ein Fürther Bursche
zur Burgruine hinauf

Burgruine Fürth am Berg
Ein Ausschnitt aus dem Aquarellgemälde von Werner Kühnberger
Das Originalgemälde hängt in der "Alten Schule“ in Fürth am Berg


Repro: Ulrich Göpfert


An einem linden Sommerabend stieg einmal ein Fürther Bursche zur Burgruine hinauf. In der Nähe des Gemäuers erblickte er plötzlich drei wunderschöne Edelfräulein. Sie waren von herrlichem Wuchs, mit sonnenklar leuchtendem Antlitz und prächtigen Gewändern erschienen, eine immer schöner als die andere. Sie waren wohl schon manchem erschienen, aber keiner hatte den Mut zu bleiben, immer waren sie weggelaufen.

Der junge Mann ließ sich nicht erschrecken, beherzt ging er auf die drei freundlich winkenden Gestalten zu. Als er ganz nahe bei ihnen war, bemerkte er zu seinem Erstaunen, dass die Edelfräulein in großen Sieben eifrig Flachsknoten siebten. Schließlich forderten sie ihn auf, näher zu treten und zuzulangen. Er wusste zwar nicht, was er mit den Flachsknoten anfangen sollte, langte aber eifrig zu, um die feinen Damen nicht zu kränken. Dann bedankte er sich und ging wieder seines Weges.

Das Erlebnis schien ihm so sonderbar, dass er nicht wagte, auf dem Heimweg in die Taschen zu greifen. Als er vor der Haustür ankam, wurden ihm plötzlich die Taschen immer schwerer. In der Stube zündete er ein Wachslicht an und breitete die Flachsknoten auf dem Tisch aus. Aber wie staunte er da - die Knoten hatten sich zu purem Gold verwandelt, ein ungeheurer Reichtum lag vor ihm. Außer sich vor Freude rannte er zu seiner Braut, die er bisher aus Armut nicht heiraten konnte, und erzählte ihr von seiner sonderbaren Begegnung und seinem plötzlichen Reichtum.

Nun waren beide reich, konnten sich einen großen Hof kaufen, heiraten und glücklich sein. Als sich die Geschichte herumgesprochen hatte, ging so mancher Bursche heimlich hinauf zur Burgruine, um vielleicht unverhofft auf die Edelfräulein zu stoßen. Aber keinem erschienen sie, nur hörten die Leute an warmen Sommerabenden ein liebliches Singen, frohes Lachen und zärtliche Musik.

Quellenhinweis: Adolf Joch

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