Auf den Spuren der Buckelapotheker und Kräuterhexen

Das Thüringer Kräuterland mit seinen Buckelapothekern,
Laboranten und Olitäten

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Olitätenmajestät Silke Traute und Buckelapotheker
Heinz Liebermann aus Großbreitenbach im Thüringer Wald
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Buckelapotheker und Kräuterfrauen sind untrennbar mit dem Südlichen Thüringer Wald verbunden. Folgen Sie ihren Pfaden durch den Thüringer Kräutergarten und erleben Sie die Natur mit allen Sinnen. In Olitätenstuben können Sie die Vielfalt, der nach überlieferten Rezepturen hergestellten Heilmittel für sich nutzen. Und wer kerngesund ist, genießt einfach den Duft.

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Wildkräuter
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Olitäten

Die Verarbeitung der Feld-, Wald-, und Wiesenkräuter, aber auch Fichten und Tannen, gaben die Grundlage für die Herstellung von Thüringer Heil- und Hausmitteln und den gebrannten Wässerchen. Abgeleitet von dem Begriff “Oleum” = Öl gab man allen Mixturen, Tinkturen, Balsamen und den Utensilien den Sammelbegriff “Olitäten”. Unter Olitäten wurde alles verkauft, was in den kleinen und größeren Laboren hergestellt wurde. Als einer der Begründer des Olitätenhandels gilt der Oberweißbacher J. G. Mylius (gest. um 1680), der dadurch im 17. Jahrhundert zu erheblichem Wohlstand gelangte. Er vertrieb die in den Waldgegenden des Thüringer Schiefergebirges fabrizierten Olitäten europaweit durch herumziehende Händler, die so genannten Buckelapotheker. Der bis in das 20. Jahrhundert hinein betriebene Olitätenhandel gilt als typisch für Thüringen und ist einzigartig in Deutschland.

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Buckelapotheker als „Räuchermännchen“
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Thüringer Hausmittel

Alte bekannte Thüringer Hausmittel sind z. B. das Lebensöl, Wacholder-Extrakt, Hoffmannstropfen, Meurasan, Fichtennadelöl und Hingfong. Aber auch die gebrannten Wässerchen waren von Bedeutung. Schnell erkannten die „Wäldler“ die Wirkung des Alkohols in Verbindung mit Kräutern oder Gewürzen und ihre heilenden Kräfte. Letztendlich hatte jedes Labor auch seine eigene Schnapsherstellung. So hat auch der weltberühmte Kräuterlikör “Kümmerling” seinen Ursprung und seine Wurzeln in Deesbach/Thüringen.

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Kräuterfrau Christel Enders aus Großbreitenbach im Thüringer Wald
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Der Buckelapotheker brachte zu Fuß diese Erzeugnisse in mehrwöchigen Reisen zu den Kunden in ganz Europa

Alle Heilmittel, die gemixt, gebraut und destilliert wurden, sind von Buckelapothekern seit dem 30jährigen Krieg bis ins 20. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa vertrieben worden. Der Name „Buckelapotheker“ stammt daher, dass sie auf ihrem Rücken (Buckel) ein Holzgestell, das Reff (eine Art übermannshohe Kraxe), trugen. Auf dem Reff waren die Heilmittel in Tonkrügen, Glasflaschen und Spanschachteln verpackt und wurden meist zu Fuß auf oft mehrwöchigen Reisen zu den Kunden in ganz Europa transportiert, wobei eine Familie jeweils für ein ganz bestimmtes Absatzgebiet zuständig war. Man bezeichnete alles als Olität, was das einfache Volk als Naturheilmittel verwendete, weil es sich ärztlichen Beistand nicht leisten konnte oder weil Ärzte derartige Mittel (z. B. Aloe oder Opium) nicht verschreiben wollten.

Ein wichtiger Vertreter seines Gewerbes

Die Traditionsfigur “Buckelapotheker” war ein wichtiger Vertreter seines Gewerbes vom Thüringer Wald. Er war letztendlich der Vorreiter für die heutigen Vertreter der Pharma- und Spirituosenindustrie und legte den Grundstein für den Vertrieb in diesen Geschäften. Eines der Gebiete, in dem die Olitäten gesammelt, verarbeitet und vertrieben wurden, liegt im Thüringer Wald und erstreckt sich über etwa 300 km². Die Hauptortschaften der Buckelapotheker waren Oberweißbach, Deesbach, Meuselbach-Schwarzmühle, Großbreitenbach, Schmiedefeld und Königsee.

Olitätenrundwanderweg

Seit 2005 haben Wanderer die Möglichkeit, den Olitätenrundwanderweg zu erwandern. Der Olitätenrundwanderweg führt auf einem Rundkurs (Gesamtlänge: ca. 177 km) durch den Thüringer Kräutergarten, rechts und links des Schwarzatal. Das wildromantische, ca. 50 km lange Schwarzatal ist ein tief eingeschnittenes Kerbtal im Thüringer Schiefergebirge. In vielen Orten des Schwarzatal hat das Olitätengewerbe eine jahrhundertelange Tradition.

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Olitätenhändler aus Thüringen
V.l.n.r:  Olitätenmajestät Silke Traute, Kräuterfrau Christine Petzold,
Buckelapotheker Heinz Liebermann und Kräuterfrau Christel Enders
aus Großbreitenbach im Thüringer Wald
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Herrliche Landschaft, Buckelapotheker und Kräuterhexen

Und wer weiß, vielleicht trifft man beim Wandern durch die herrliche Landschaft den ein oder anderen Buckelapotheker oder eine der Kräuterhexen! Denn die "Kräuterhexen" setzen auch heute noch auf die Wirkung der heilenden Essenzen. Natürlich kann man es zwischendurch auch gemütlicher angehen lassen und die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn bei der Erkundung des Olitätenrundwanderweg nutzen. Eingeteilt in Etappen lässt sich der Olitätenrundwanderweg ähnlich wie der Rennsteig in einigen Tagen vollständig abwandern. In zahlreichen Hotels, Pensionen Gasthöfen und Ferienwohnungen entlang des Weges können die Wanderer übernachten und die Thüringer Gastlichkeit genießen.

Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten“ e.V.

Ansprechpartner ist der Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die jahrhundertealte Tradition der Olitäten aufzuarbeiten, zu pflegen und touristisch nutzbar zu machen. Entlang des Weges bieten sich vielfältige Möglichkeiten, die Kräuter der Region sowie die daraus hergestellten Produkte - die Olitäten - kennen zu lernen und manch Wissenswertes über sie zu erfahren.

Weitere Informationen

Förderverein Thüringer Kräutergarten / Olitätenland e.V.

stellv. Vorsitzender: Siegward Franke

Straße der Einheit 7, 07318 Saalfeld / Saale OT-Schmiedefeld

Internet:
http://www.thueringer-olitaetenland.de

Handy: 0170-8304102

Telefon: 036701-61282

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