Süßholz

Süßholz Arzneipflanze des Jahres 2012
„Bärendreck“ - Der historische Exportschlager aus Bamberg

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Alte-Gemüsesorten
Auf dem Foto ist das bisschen gewundene Etwas (sieht aus wie Zweigmaterial) vorne eine Süßholzwurzel - also ist das Aussehen der Pflanze um Einiges unspektakulärer als ihr Geschmack (man zerkaut einfach die Wurzelstücke)
Foto: 2012 © Tourismus & Kongress Service Bamberg

Wer kennt sie nicht: „ Die Süßholzraspler“, die in auffallender Weise schmeicheln und schöntun, vor allem beim weiblichen Geschlecht und besonders in der heutigen Zeit bei ihren Vorgesetzten und Chefs. Eine einschmeichelnde weiche Stimme wiederum bekommt man durch den Genuss von Tee aus Süßholzwurzel. Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg nominierte mit dem Süßholz einen sprichwörtlich bekannten Schmetterlingsblütler zur „Arzneipflanze des Jahres 2012“.

Das Süßholz war das berühmteste Produkt der Bamberger Gärtner
Schon vor Hunderten von Jahren haben die Bamberger Gärtner ihre Produkte – meist Steckzwiebeln, Gemüse-, Kräuter- und Gewürzsamen – weit über die Grenzen Bambergs hinaus exportiert. Das Süßholz war das berühmteste Produkt Bamberger Gärtner. In der Goethe-Zeit verkauften sie es zentnerweise nach Böhmen, Ungarn, Österreich und Prag. In der frühen Neuzeit konnte man das Bamberger Süßholz sogar auf venezianischen Märkten erwerben. Bis nach Holland verkauften die Bamberger um 1900 ihre Erzeugnisse.

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Das wohl bekannteste Süßholzprodukt: die Lakritze
Foto: 2012 © Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH

Aus den Wurzeln von Süßholz wird auch Lakritze gewonnen. Der in Bamberg gebräuchliche Namen „Bärendreck“ als Synonym für den Namen Lakritze leitet sich von einem Nürnberger Händler namens Bär ab, der dieses spezielle Lebensmittel vertrieben hat.

Süßholz ist eine bereits seit dem Altertum bekannte
Gewürz-, Genuss- und Heilpflanze
Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war Bamberg für den Anbau dieser Pflanze so berühmt, dass ein Besuch der Süßholzfelder an der Weide zum Pflichtprogramm einer Bamberg-Besichtigung gehörte. Bis um 1960 wurde Bamberger Süßholz verkauft. Kinder bekamen Süßholzstücken zum „Zülln“ (Auslutschen).

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Pflanzung des Süßholzes in Bamberg
Foto: 2012 © Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH

Süßholz (Glycyrrhiza) gehört zur Gattung der Schmetterlingsblütler, beheimatet in südländischen Regionen. Der früher in Deutschland betriebene Süßholzanbau ging stark zurück und damit auch das Wissen um den richtigen Anbau der Pflanze. Heute wird der Süßholzanbau in Deutschland nur noch von einzelnen Privatleuten und in Bamberg von der Bamberger Süßholzgesellschaft betrieben. Ein Förderverein unterstützt das Bestreben, den traditionellen Süßholzanbau in Bamberg wieder heimisch zum machen. 

Mit dem Zuschlag für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2012
bot sich für die Gärtnerstadt die einzigartige Chance, wieder stärker in den Fokus der Bamberger Öffentlichkeit gestellt zu werden. Die Direktvermarktung heimischer Produkte wurde in Zusammenarbeit mit der Landesgartenschau GmbH verbessert und auch die heutige Wiederbelebung des Süßholzanbaus spielte dabei eine gewichtige Rolle.

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Pflanzung des Süßholzes in Bamberg
Foto: 2012 © Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH

Denn dadurch werden zum einen die momentan in der Gärtnerstadt vorhandenen Brachflächen reduziert bzw. wieder aufgewertet, zum anderen können so wertvolle Arbeitsplätze erhalten und sogar auch neu geschaffen werden, da der Anbau und die Pflege des Süßholzes in den Händen der Bamberger Gärtner und ihrem Personal liegen. Geplant und begleitet wird das Süßholzprojekt während der nächsten vier Jahre von der Bamberger Süßholz-Gesellschaft.

Da das wirtschaftliche Risiko eines modellhaften Süßholzanbaus für einzelne Gärtner nicht kalkulierbar ist, tragen möglichst viele Süßholz-Freunde der Gesellschaft das Risiko gemeinsam. Ziel ist es, über den Verkauf von so genannten Süßholz-Genussscheinen (100 Euro/Stück) genügend privates Kapital zu generieren, um den Anbau von Süßholz über vier Jahre hinweg zu gewährleisten. Pflanzen und Wurzeln sollen dann weiter bearbeitet werden, um daraus marktfähige Produkte herzustellen. Sollte das Projekt nach vier Jahren ökonomisch tragfähig sein, ist eine Verlängerung möglich, denn das Alleinstellungsmerkmal des Bamberger Süßholzes ist ein Garant dafür, dass das Produkt nahezu konkurrenzlos ist.

Einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde das Bamberger Süßholz bei der  Landesgartenschau 2012 in Bamberg.

Die Weltkulturerbestadt Bamberg ist auch als „Fränkisches Rom“
oder „Sieben-Hügel-Stadt“ bekannt
So wie dieses typische Bild mit der Stadt eng verwoben ist, ist es auch der traditionelle Süßholzanbau. Das Konzept „Der achte Hügel“ für das Ausstellungsgelände der Bamberger Süßholzgesellschaft auf der Landesgartenschau 2012 versuchte, die Bedeutung des Süßholzanbaus für die Stadt durch die Metapher des fiktiven achten Hügels zum Ausdruck zu bringen. Die dreieckige Form des Grundstücks wurde in der Formgebung des Pavillons und der drei Sitzelemente aufgegriffen und es entstand eine sanfte Hügellandschaft auf dem Gelände mit dem Pavillon als Dominante.

Wissenswertes über das Süßholz
Die Süßholzwurzel enthält das entzündungshemmende Glycyrrhizin, das die 150-fache Süßkraft des Zuckers besitzt. Daneben besitzt es eine krampflösende Wirkung. Süßholz-Zugaben verbessern den Geschmack exotischer Gewürzmischungen. Trotz des aufdringlichen Eigengeschmackes wird Süßholz vermehrt zum Süßen von Tees eingesetzt. Süßholz verleiht manchen englischen Bieren (Porter, Ale) ihren typischen Geschmack. Wegen der Süßkraft setzt man Lakritz-Saft auch zum Überdecken des bitteren Geschmackes von Medikamenten ein. Süßigkeiten aus Lakritze haben auch heute noch zahlreiche Liebhaber. Auch bei der Verwendung als Medikament wirken Süßholz-Extrakte Auswurf fördernd und eigenen sich daher zur Behandlung von Husten, Asthma und Bronchitis. Auch bei Geschwüren von Magen und Zwölffingerdarm bis hin zur Unterstützung der AIDS-Therapie empfiehlt sich der Einsatz von Süßholz.

Quellenhinweise:
Tourismus & Kongress Service Bamberg,
Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH

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